Wiederkehr und Antithese
Zyklische Komposition in der Lyrik Ingeborg Bachmanns
Zum offiziellen Abstract meiner Dissertation siehe unten. Weniger akademisch ausgedrückt, ging es mir ums Hören und Sehen. Lyrik ist ästhetische Feinjustierung; darin liegt ihr politisches Potential.
Die Einleitung, ein Beispielkapitel sowie den Anfang eines großen Kapitels zu Bachmanns letzter Gedichtveröffentlichung im Kursbuch 15 von 1968 kann man hier kostenlos als PDF herunterladen. Das Buch ist im Juli 2011 bei Winter erschienen. Rezensiert wurde es u.a. hier.
Bereits seit den siebziger Jahren betont die Forschung Ingeborg Bachmanns besondere Vorliebe für zyklische Komposition. Bezogen auf die Lyrik, fragt meine Arbeit erstmals eingehend nach den Gründen für diese Affinität, indem sie detaillierte Textlektüren, zyklustheoretische Gesichtspunkte, textgenetische Aspekte und den Blick auf Bachmanns Strategien der Leserlenkung zueinander in Beziehung setzt. Dabei meint der zugrunde gelegte Zyklusbegriff weniger ein Formprinzip, als vielmehr ein kombinatorisches Verfahren, das Einzeltexte in ein diskursives Verhältnis setzt. Bachmanns Gedichtzyklen sind Spannungsgefüge aus Kontrasten und widerstreitenden Impulsen, die jenseits von Harmonisierungszwängen einen Sprachprozess permanenter Neu- und Umakzentuierung inszenieren. Damit wird der Zyklus für Bachmann zum Modus der (poetologischen) Selbstverständigung und zum prädestinierten Diskussionsort ethisch-ästhetischer Konfliktfragen vor dem zeithistorischen Hintergrund nach 1945.